‹ zurück zu allen Andachten

01.10.2024

Losung Oktober 2024

Klagelieder 3,22-23: "Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein
Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß."


Diese Verse lesen sich irgendwie anders als das bekannte, aus ihnen getextete Lied. Offenbar ist
Gottes Güte v.a. damit beschäftigt, seine Geduld zu befördern mit denen, denen er sonst den Garaus
machen müsste. Seine Güte ist also nicht irgendwie einfach pauschal da wie das Duplo bei meiner
Oma. Sie ist eine höchst aktive, bewusste Vorgehensweise, mit der Gott seine Heiligkeit zurückhält,
seine Barmherzigkeit dafür aber frei strömen läßt.
Was bedeutet nun dieses „noch“? Sucht da jemand das Ende der Barmherzigkeit und kann es nicht
finden (immer noch nicht)? Oder ist die Barmherzigkeit nur eine Haaresbreite von ihrem Ende
entfernt (grad eben noch nicht)? Vielleicht ist das „alle Morgen“ der Schlüssel. Mit dieser
Formulierung greift Jeremia auf den Noah-Bund zurück: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören
...“. So wäre dann Gottes Treue nicht nur einfach „groß“, sie wäre die andere Seite der
Barmherzigkeit.
In der griechischen Mythologie findet man manchmal Geschichten, in denen Dinge, die unbedingt
zusammen gehören, getrennt werden, um den Leser mit seiner verzweifelten Lebenssituation zu
konfrontieren. Gottes Wort verbindet offenbar Dinge wie Barmherzigkeit und Treue, um das genaue
Gegenteil zu erreichen. Und es geht sogar noch weiter: In Christus verbinden sich unvereinbare
Gegensätze wie Gnade und Wahrheit. Die Wahrheit über mich bringt ihn ans Kreuz. Seine Gnade mit
mir bringt mich zu Gott.
Auch wenn das „noch“ Gottes Heiligkeit noch in Richtung seiner Barmherzigkeit bestimmt, hebt es
am Kreuz Christi schon seine unausweichliche Dringlichkeit hervor. Sein Zorn und sein Gericht sind
um nichts geringer geworden, haben aber schon vollumfänglich stattgefunden. Nun gilt es, aus dem
kommenden Zorngericht über die Sünde heraus- und zu dem bereits gehaltenen Zorngericht
hinzutreten – zum Kreuz Christi, und zwar solange das „noch“ noch gilt.
„Noch dringt Jesu frohe Botschaft in die dunkle Welt. Noch sind aller Orten Boten aufgestellt.
Menschen müssen Menschen sagen, daß Gott alle liebt, daß es einen Weg aus Schuld und Elend gibt.
Ref.: Jesus Christus, Heiland und Erlöser, starb für dich, warb um dich, der du abseits stehst. Laß dein
Zagen, laß des Zweifels Fragen, denn dein Weg wird hell, wenn du mit Jesus gehst!
Ehe du geboren wurdest, hat dich Gott erkannt. Oft hat dir im Herzen schon sein Wort gebrannt. Hell
und Dunkel deines Lebens sind ein Ruf nach Haus‘, und noch immer weichst du seiner Liebe aus.
Heute, wenn sein Wort dich trifft, so halt ihm endlich still! Brich mit dem Vergang’nen, sprich zu
Gott: Ich will! Und das Todesurteil, das auf deinem Leben stand, wird gelöscht von Gottes guter
Vaterhand.“