Losung Mai 2024
Mai 2024
1.Korinther 6,12: "Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich."
Mitteldinge
Gibt es Dinge in dieser Welt, die an sich neutral sind? Zwingli und Calvin bestritten das kategorisch. Also Wein immer nur zum Abendmahl, nie zum Essen? Ein Konzert immer nur von Bach, nie von Mozart? Luther kam dagegen gut damit klar, auch mal ein Bier rein zum Zwecke des Bier-trinkens zu trinken. „Die Mädels vom Immenhof“ durfte meine Mutter sich im Dorf-Gemeinschaftshaus ankucken; in einem Kino-Gebäude wär derselbe Film vom Teufel gewesen. Warum schreibt Paulus dann solche Sätze? Wir werden in die Verantwortung der Kinder Gottes gestellt. Im selben Kapitel sagt Paulus: „Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes“. Und kaum je sonst sagt Paulus so drastisch, dass der Heilige Geist einen neuen Lebenswandel schafft, der über den Eintritt in das Reich Gottes entscheidet. Dieser Heilige Geist ist Hausherr in seinem Tempel und setzt die Maßstäbe fest. Das gilt nach oben, nach innen und nach außen. Ist das, was ich tue, grundsätzlich mit diesem Geist vereinbar? Wenn ich mit meinen Kindern einen Film vom Räuber Hotzenplotz kucke, ist das auch dann keine Sünde, wenn es in einem Kino stattfindet. Aber wann verläßt der Heilige Geist den Saal? Wann ist für mich die Grenze zwischen dem Guten und dem Schädlichen (nicht Bösen!) erreicht? Bei mir liegt die z.B. konkret zwischen dem 2. und dem 3. Glas Wein. Ab wann handelt ein anderer Geist in mir und schafft Strukturen, die mir schaden und ihn ermächtigen? Die Macht eines anderen Geistes in mir kann meine Rettung gefährden. „Unzüchtige, Trunkenbolde, … werden das Reich Gottes nicht erben.“ Wenn ich weiß, dass mein Gast Alkoholiker ist, muss ich dann unbedingt meine Freiheit dadurch demonstrieren, dass ich vor seiner Nase Wein zum Essen trinke? Was dient da zum Guten? Wenn ich weiß, dass der Geist, der in einem Karnevalsverein an der Macht ist, seine Gefangenen in die Hölle führt, hab ich dann wirklich noch die Freiheit, deren Veranstaltungen durch meine Anwesenheit zu legitimieren? Mittlerweile denken wir ja sogar, wir wären missionarisch, wenn wir solche Veranstaltungen in die Gemeinde holen. Wenn uns alles erlaubt ist, wo führt uns das hin? Wenn der gute Gott unser Leben mit Gutem füllen will und uns dafür seinen guten Geist gibt, warum erscheint es uns dann immer noch so lohnend, unser Leben mit einem Bein auf dem Grund und mit dem anderen Bein im Abgrund zu führen? Das Leben, das dieser Geist schafft, führt immer zum Zentrum, zu Christus, nicht zu ständigen Grenz-Erfahrungen. Die Frage „Was darf ich als Christ noch?“ stellt sich eigentlich nicht. Ich darf sogar Götzenopfer-Fleisch essen. Die Frage lautet: Wo führt es mich hin? Wir haben im Deutschen das prägnante Wort von der „Macht der Gewohnheit“. Gewohnheiten sind Dinge, die mein Handeln bestimmen, ohne dass ich drüber nachdenke. Und spätestens, wenn Gewohnheiten zu Selbstverständlichkeiten geworden sind, haben sie Macht, nämlich die Macht, Spuren in mein Leben zu graben. Solche Spuren können zu Gleisen werden. Und falls ich es nicht schaffe, da wieder runterzukommen, wo führen die Gleise mich dann hin? Das Feierabend-Bierchen ist an sich keine Sünde. Aber wo führt es mich hin, wenn ich ihm 30 Jahre Zeit gebe, mich zu prägen? Wilhelm Busch sagte mal: „Ich hab ja gar nichts gegen Tanzen an sich, aber wie tanzt man denn an sich?“ Für Kaiser Franz-Josef war mit dem Walzer die sexuelle Revolution ausgebrochen. Vieles mag das Urteil „zu eng“ zurecht getroffen haben. Aber ist wirklich alles immer gleich Enge, oder ist manches auch vielleicht Schutz? Burbach war für längere Zeit ein sog. Condominium – links herrschten die Sayner, rechts herrschten die Nassauer. Der Heilige Geist lässt sich aber in eine solche Doppel-Herrschaft nicht einspannen. Entweder er regiert, oder er geht – er ist nämlich heilig. Und wer führt uns dann zu Christus?