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01.07.2025

Losung Juli 2025

Philipper 4,6: "Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit
Danksagung vor Gott kundwerden!"


Versorgt
Paulus geht in seiner Freimütigkeit sehr weit. Ob man da immer so mitgehen kann? Ist das noch
Glaube oder schon Naivität? Vielleicht würde er antworten: Ich richte meine Bitten ja nicht an
irgendein Schicksal oder ans Universum; ich richte sie an den Gott, der „seines eigenen Sohnes nicht
verschont hat, sondern hat ihn für mich dahingegeben. Wie sollte er mir mit ihm nicht alles
schenken?“
Meines Erachtens ist der Philipperbrief sehr spät geschrieben. Es scheint für Paulus doch jetzt ernsthafter aufs
Ende zuzugehen. Dem Nicht-sorgen ging dann ein langer geistlicher Reifungsprozess voran. Es könnte
nun jemand sagen: Du hast gut Reden mit deinen Jahrzehnten im Glauben. Dann würde Paulus
vielleicht antworten: Ich hab den Brief aber den Philippern als ganzer Gemeinde geschrieben, nicht
nur den Alten. Ein gereifter Glaube hat natürlich seine Vorzüge. Man hat gelernt, dass Gott Vertrauen
belohnt. Aber der Gott, an den wir uns im Glauben hängen, ist immer derselbe. Weil Gott der ist, der
er ist, konnten die Philipper den Brief im Seniorenkreis mit seinen Nöten und im Teenkreis mit seinen
Herausforderungen vorlesen. Und für beide Gruppen galt der Glaubensaufruf: „Sorgt euch um
nichts!“.
Dieser Aufruf steht im direkten Kontext mit einer Schilderung persönlicher Umstände des Paulus im
Dienst. Das Zurechtkommen war für ihn ein Lernprozess. Darin scheint „nicht sorgen, sondern beten“
die Grundhaltung gewesen zu sein, die ihn durchgetragen hat. Sorgen bezieht sich auf mich, der ich
mir selbst nicht helfen kann – sonst müsste ich mich nicht sorgen. Beten bezieht sich auf den Gott,
der immer helfen kann, der deswegen schon „seines eigenen Sohnes nicht verschont hat“.
Deswegen fügt Paulus „mit Danksagung“ ein. Das Bitten kommt schon vom Danken her, weil wir vom
Kreuz her zum Vater kommen. Der Freimut des Paulus ist also identisch mit dem Freimut, mit dem
wir „zum Thron der Gnade laufen zu der Zeit, wenn uns Hilfe nötig ist“.