‹ zurück zu allen Andachten

01.01.2024

Losung Januar 2024

Markus 2,22: "Junger Wein gehört in neue Schläuche."

„Schmecket und sehet!“ Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien die Monatssprüche ausgelost werden. Wir fragen mal, welchen Sinn diese Aussage Jesu in ihrem Kontext hat. Die Pharisäer waren der Überzeugung, der echte Messias müsse sich ihnen wegen ihrer Frömmigkeit verpflichtet fühlen. Dass diese Frömmigkeit selbstgewählt und nach eigenen Maßstäben durchgeführt war und dabei die Maßstäbe Gottes beiseite setzte, nahmen sie nicht zur Kenntnis. Als dann aber der kam, der sich durch vollmächtige Lehre und Taten als der Messias auswies, fühlte dieser sich aber nur dem Auftrag und der Heilsgeschichte Gottes verpflichtet. An dieser Stelle kam es zum Bruch. Jesus hatte nicht den Anspruch, das Traditionelle, das auf Gott ausgerichtet war, aufzulösen. Lediglich das Traditionelle, das auf Menschen ausgerichtet war, musste vor ihm zu Fall kommen. Er hatte den Anspruch, das mit ihm das Neue Gottes gekommen sei, und das dieses Neue Gottes als Reaktion Neues von den Menschen erfordere. Und wegen dem allseits bekannten Gesetz der Trägheit sagt er an dieser Stelle: „Aber der alte Wein ist milder“. Hat Jesus in seinem ersten Bild in diesem Zusammenhang schon gesagt, er sei nicht gekommen, um das Alte zu flicken – man näht keinen neuen Stoff auf alte Kleider -, so sagt er im Bild von den Weinschläuchen noch deutlicher, dass sein Neues ihr Altes zerreißen wird. „Das Alte ist vergangen. Siehe: Neues ist geworden!“ Mit dem Gährungsprozess beschreibt Jesus das neue Leben. Was sein Heiliger Geist in einem Menschen tun wird, kann das Alte, Äußerliche nicht mehr fassen. Wären die Pharisäer der Torah gefolgt, statt ihrer selbstgewählten Gesetzlichkeit, hätte die Torah sie genau da hingeführt, da sie ein Pädagoge zu Christus hin ist. Sie hätten auch Jeremia oder Hesekiel folgen und erkennen können, dass der Messias ihr „altes, steinernes Herz“ durch ein „fleischernes Herz“ ersetzen muß, weil ein in Sünden totes Herz für ein Leben mit Gott niemals taugen kann. Interessanterweise fällt Jesus an dieser Stelle kein Werturteil über die alten Schläuche. Ob das pädagogisch motiviert ist? Macht er, um auch die Pharisäer zu gewinnen, hier nicht das Alte madig, sondern das Neue schmackhaft? „Der alte Wein ist milder“. Aber bei dem alten Wein sollen sie ja nicht bleiben. Sie sollen gleichzeitig das Alte loslassen und sich nicht an ihm ärgern. Wie kann er das hinkriegen? Vielleicht durch eine Wein-Verkostung? „Schmecket und sehet die Freundlichkeit des Herrn!“