Losung, 29. September 2024
3.Mose 19,34: "Du sollst den Elenden lieben wie dich selbst!"
Kolosser 3,11: "Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche,
Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus."
Die lustigen Wortspiele, die mir zum Thema „Volk“ einfallen würden, wären alle mißverständlich;
daher lass ich das mal. Aber die Frage „Was hat es mit einem organischen Miteinander im Volk Gottes
auf sich?“ stellt sich ja.
Die Gemeindebau-Theorie von Don McGavren besagt: Dulde in deiner Gemeinde nur Leute, deren
Bilder du jederzeit auf Werbeplakate drucken könntest! Nur dann kommen die Leute, die du in
deiner Gemeinde haben willst. Die Gemeinde-Praxis von Chuck Smith besagte: Wenn dir die Hippies
stinken, halt dir die Nase zu; Jesus stinken sie nicht!
Den Kreis der Apostel gab es nur, weil Jesus alles bestimmte. Der Hau-drauf Petrus und der
Erbsenzähler Philippus, der römische Apparatschik Matthäus und der Revoluzer Judas – käme diese
Bibelschul-Klasse heute noch bis zum Examen?
Manchmal hab ich den Eindruck, das volkskirchliche Gemeinde-Verständnis ist wie Kaugummi am
Schuh; man kriegt es einfach nicht weg. Wenn Gottes Wort sagt, dass die Gemeinde Jesu nicht
organisatorisch, sondern organisch ist, was bedeutet das dann? Wie am Anfang der Herr des Lebens
dem Menschen seinen Geist eingeblasen hat, und dadurch der Mensch eine „lebendige Seele“
wurde, so stellt sich der Herr des Lebens in der Kraft seiner Auferstehung vor meinen Tod und ruft:
„Jens, komm heraus!“. Darum kann ich sagen: „Ich lebe, doch nun nicht ich; Christus lebt in mir“ (Gal
2,20). Die Summe derer, die den Herrn des Lebens in dieser Weise bekennen, bildet die Gemeinde.
Dieses neue Leben, ebenso wie das Bekenntnis, ist Wirkung des Geistes Jesu Christi in mir. Und
dieser Geist muß nun auch in mir eine neue, christusgemäße Sicht auf mich selber und auf die
anderen, in denen er wirkt, schaffen.
Diese „neuen Kreaturen“ sind zur Sinnesänderung (Metanoia) aufgerufen, weil für sie die Schablonen
dieser Welt keine Gültigkeit mehr haben (Röm 12,1-2). Wenn der eine Schwiegersohn Serbe und der
andere Kroate ist, dann kann eine Familienfeier „in Christus“ gut laufen.
Die Anweisung zum Umgang mit den Elenden gibt Gott im Heiligkeitsgesetz. D.h., Gott selbst stellt
hier das ethische Nachdenken unter die Vorgabe: Was passt zu dem heiligen Gott? Ich bin durch
Christus aus der Stellung des „in sich selbst verkrümmten Menschen“ (Luther) herausgeholt und
aufrecht vor Gott hingestellt worden, damit ich ihn anschaue. Daraus ergibt sich der Anspruch Gottes
an mich, mich mit seinen Augen leiten zu dürfen auf das hin, was zu ihm paßt. Das gehört zu meiner
Heiligung.