Losung, 26.Mai 2024
Psalm 10,14: "Herr, du siehst es ja, denn du schaust an das Elend und den Jammer; es steht in deinen
Händen."
Lukas 13,12-13: "Als Jesus die verkrümmte Frau sah, rief er sie zu sich und sprach: „Frau, du bist frei von
deiner Krankheit“. Und er legte die Hände auf sie. Und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott."
Gott ist kein Zuschauer
Diesen Vorwurf muss Gott sich ja in unseren Tagen wieder verstärkt anhören. Dabei wird dreierlei
immer übersehen oder sogar ignoriert:
1. Nicht Gott, sondern der Mensch trägt die Verantwortung dafür, dass in dieser Welt der Tod durch
die Sünde herrscht.
2. Dass Gott diesen Zustand der Welt nicht sofort beendet, liegt daran, dass er den Tod der Sünder
nicht will, sondern ihre Umkehr.
3. Gott hat dem Zustand dieser Welt der Sünde seinen eigenen Sohn entgegengestellt.
Jesus sieht! Wir müssen uns die Situation, in der Jesus die verkrümmte Frau sieht, mal vorstellen: Sie
waren in einer vollen Synagoge, Jesus bei den Männern, die Frau bei den Frauen. Durch ihre
Verkrümmung verschwand sie natürlich hinter den anderen. Trotzdem sieht Jesus sie. Hat er sie
vielleicht gesucht, weil „die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, sondern die Kranken“?
Die Frau war wohl deswegen krank, weil diese Welt der Sünde Menschen krank macht, nicht wegen
persönlicher Schuld. Vielleicht ist das am schwersten auszuhalten, dass Menschen ohne eigene Schuld
an der Schuld dieser Welt leiden. Auch Christen sterben an Krankheiten. Wir müssen
durchbuchstabieren, dass Jesus nicht diese Welt der Sünde erlöst, sondern dass er aus ihr heraus
erlöst. Wir dürfen aber auch dabei durchbuchstabieren, dass er „unsere Schuld trug“ und „unsere
Krankheit auf sich lud“.
Psalm 10 beklagt ebenfalls eine Art Umkehr der Verhältnisse: Die Gottlosen kommen mit allem durch,
die Gottesfürchtigen müssen es ausbaden. Dennoch rechnet der Psalmist mit dem heiligen Gott, der
Recht und Gerechtigkeit nicht dauerhaft auf Links gedreht lassen wird. Ganz ähnlich wie Asaph in Psalm
73 weiß er darum, dass dieser heilige Gott als Richter in dieses gottlose Geschehen eintreten wird.
Wir Christen sehen mit genau demselben Wissen der Wiederkunft Christi entgegen.
Das Elend Israels lag in seinem Abfall von Gott begründet. Hier wartet Gott auf die Einsicht: „Kommt,
und lasst uns zum Herrn gehen! Er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.“ König David
wusste auch persönlich um die schwere Hand Gottes auf seiner Schuld, und er wusste um die große
Befreiung, mit der Gott auf ein Schuldbekenntnis antwortet. Schuld, auf die Gott seine Hand legt,
wird also zu einer echten Chance, weil ein solcher Leidensdruck zur Umkehr führen kann.
Wenn die Bibel vom sehenden Gott spricht, dann i.d.R. als von dem Gott, der „bei den zerschlagenen
Herzen und zerbrochenen Geistern“ wohnt, damit er sie sieht. Der verheißene Immanuel, der „Gott
mit uns“, tritt als ein Hirte auf, der sein Wohnhaus verlässt, um bei seinen Schafen im Stall zu
wohnen, damit er sie sieht.
Das Herz dieses Hirten wird ihn nötigen, eine Herrschaft aufzurichten, die ihm entspricht. Das Herz
dieses Hirten nötigt ihn aber noch zu warten, weil sonst zuviele vor ihm umkommen würden. Die
Geduld dieses Hirten finde ich schwer auszuhalten. Aber wie schafft es der Hirte, diese Welt der
Sünde auszuhalten?