Losung 20. Oktober 2024
Jeremia 1,9: "Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund."
1.Korinther 2,3-5: "Ich war bei euch in Schwachheit und Furcht und mit großem Zittern, und mein Wort und
meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des
Geistes und der Kraft, auf daß euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes
Kraft."
Machtworte
Das reformatorische Verständnis der Bibel als Gottes Wort geht davon aus, dass zu allen Zeiten sein
Wort und sein Geist untrennbar verbunden sind, dass sein Wort also immer die Macht in sich hat zu
tun, was es tun soll. Die Zeugnisse der Macht dieses Wortes (1Mo 1), des Wesens dieses Wortes (Ps
33) und des Zwecks dieses Wortes (Jes 55) stimmen hier überein. Die Apostel verkündigen Gottes
Wort als Fundament (der Grund der Apostel und Propheten), als „Gotteskraft (1Kor 1) und als
Reinigung (Wasserbad es Wortes). Ich weiß zwar nicht, was in diesem Zusammenhang ein „Dank“ ist,
aber wir sollen „kein dazu haben“, sondern „das Wort stahnlassen“.
Gerade für Jeremia, dessen Prophetendienst ein einziger Alptraum war, war die obige Zusage die
einzige Grundlage, Autorität und Ausrichtung, die er hatte. Unten im Brunnenschacht hätte er doch
sagen können: Leute, vergeßt es einfach! Ich bin jetzt still. Das konnte er nur deswegen nicht sagen,
weil Gottes Worte in seinem Mund lagen. Deswegen hadert er auch mit Gott (Kap 12): Kuck dir mal
an, was für ein Leben ich hab wegen deinen Worten! Aber ihrer Autorität kann ernicht ausweichen.
Paulus scheint eher von der etwas anderen Seite der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“
herzukommen: Je weniger ich selbst darstelle, desto gelassener kann ich verkündigen, und desto
besser ist es für euch. M.E. gelten gerade auch für die Verkündigung Jesu Worte aus Joh 10: „Ich bin
die Tür zu den Schafen. Wer nicht durch die Tür zu den Schafen hineingeht, der ist ein Dieb und ein
Mörder“. Der „Erweis des Geistes und der Kraft“ ist immer hoheitliches Wirken Jesu Christi. Er läßt
sich nicht herbeiführen, nicht befördern und auch nicht austricksen. Deswegen war Karl Barth dafür,
überhaupt nicht zu predigen, sondern Gottes Wort nur vorzulesen. Das mag etwas radikal sein. Als
Adolf Schlatter von einem Studenten gefragt wurde, wie er eine Predigt vorbereiten solle, sagte
Schlatter: Hören Sie, was Gottes Wort sagt!
Vielleicht wurde Saulus in seiner Kindheit mit dem Rufnamen „Paulus“ (= der Geringe) gemobbt, weil
sich das wohl zunächst auf seine körperliche Verfassung bezog. Als Jesus ihn angenommen hatte,
konnte er den Namen dagegen mit voller Überzeugung tragen und sogar damit Wortspiele machen
(„der Allergeringste unter den Aposteln“): Ja, genau das bin ich, und nur in dieser Schwachheit
kommt die Kraft Jesu zur Vollendung.
Nur in der Kraft Jesu hat der Glaube ein Fundament, kann er aufgebaut werden, trägt er durch. Nur
durch die Kraft Jesu überwindet der Glaube das Alte und gewinnt Neues. Und vor der Ewigkeit muss
auch noch das letzte menschliche fallen, damit nur die Kraft Jesu übrigbleibt.