Losung 12. Januar 2025
Sprüche 10,12: "Hass erregt Hader, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu."
1.Johannes 4,10-11: "Darin besteht die Liebe: Nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt
hat und gesandt hat seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Hat uns Gott so geliebt, so
sollen wir uns auch untereinander lieben."
„Fackeln im Sturm“
Die Buchvorlage dieser Fernseh-Serie über den amerikanischen Bürgerkrieg trägt eigentlich den Titel
„Die Erben Kains“. Das gegenseitige Abschlachten der feindlichen Brüder entzündete sich bekanntlich
an der absurden Frage: Haben Schwarze ebenfalls von Gott gegebene Menschenrechte? Wohl
gemerkt: Diese Frage wurde von Leuten diskutiert, die sich selbst für Christen hielten. Diese
selbstgemachte Christlichkeit verhinderte nicht den Hass; sie beförderte ihn und steigerte den Hader.
Es ist ja nicht mehr diese Frage, aber ist ähnlich blühender Unsinn aus selbstgemachter Christlichkeit
nebst all seinen Folgen wirklich soweit weg, wie er sein müsste? Bei mir nicht. Deswegen brauche ich
Christi leeres Grab, in das ich meinen Dreck reinschaufeln, und aus dem ich die „Kraft seiner
Auferstehung“ nehmen kann.
In den Ausführungen des Johannes liegt eine der Grundlagen christlicher Ethik. Wie wir als Christen
leben, muss naturgemäß aus der Beziehung zu Jesus Christus kommen. Als ehemaligem
„Donnersohn“, der mit seinem Bruder Jakobus zusammen Pech und Schwefel auf Samaria
herabbeten wollte, ist ihm der Lebenswandel in der Ausrichtung Vater>Sohn>Christ sehr wichtig.
Allerdings kann dann auch die Frage, wie der Begriff Liebe zu füllen ist, nicht aus dieser Beziehung
gelöst werden. Der Zuliebende ist der Empfänger, nicht der Maßstab; das bleibt der heilige Gott. Die
Liebe kann auch nicht ihr eigener Maßstab sein, wie heute gerne behauptet wird. Ein solches
Verständnis von Liebe wäre der Versuch einer Autonomie, die der Mensch nicht bewältigen kann und
die früher oder später den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ hervorbringen würde.
In derselben Weise und wohl auch mit demselben Spagat zwischen Liebe zur Wahrheit und Liebe
zum Menschen führt Johannes die Grundlagen für Mission und Evangelisation aus: Gott hat uns
zuerst geliebt. Was ergibt sich daraus? Vor dem Evangelium muss zu Fall kommen, was ihm
widerstrebt, aber in welcher Weise? Klarheit und Wahrheit bleiben natürlich unverzichtbar. Aber
Johannes formuliert im Prolog zu seinem Evangelium einen ganz erstaunlichen Zusammenhang: „Die
Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden“.
Die Brücke zwischen Gnade und Wahrheit ist die Liebe, und die hat die Form eines Kreuzes. Über
diese Brücke führt die Wahrheit zur Gnade, und über diese Brücke bleibt die Gnade mit der Wahrheit
verbunden.