Losung, 06. April 2025
Jesaja 58,7: "Die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!" Matthäus 25,40: "Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan."
Gottesdienst
Die Gemeinde-Versammlungen werden in der Bibel nie als Gottesdienst bezeichnet. Ist das gar nicht der Ort, an dem wir Gott dienen? Ist das nicht der Ort, an dem Jesus uns dient (Mk 10,45)? Der Gedanke, dass wir mit solchen Feiern Gott dienen, stammt aus dem mittelalterlichen Katholizismus und ist in der Ev. Kirche nie ganz überwunden worden, obwohl Luther sein Möglichstes getan hat. Im Mittelalter galt es als verdienstvolles Werk, Messen lesen zu lassen – je mehr Messen, desto größer der Verdienst, ähnlich wie die Gebetsmühlen im Buddhismus. Das ging auf die heidnische Vorstellung zurück, man müsse einen ehrsüchtigen Gott befriedigen. Die Eucharistie funktioniert bis heute so. Es ist natürlich gut und segensreich, gemeinsam Gott zu ehren und auf sein Wort zu hören. Aber Gottesdienst ist viel praktischer, viel wörtlicher: Gott dienen. Das beginnt ganz grundsätzlich mit dem, was Römer 12 als „vernünftigen Gottesdienst“ bezeichnet: Zu Gott umkehren und ihm das Leben unterstellen. Hat man diesen neuen Stand eingenommen, ist man von da an im Namen eines anderen Herrn unterwegs. Gottesdienst muss dann zu einer Haltung werden, in der ich Antworten auf die Frage suche: Was ist meinem Herrn wichtig? Auf diese Schiene setzen Jesaja und andere Propheten das Volk Gottes: Ihr könnt euch die Lieder im Tempel alle sparen, wenn ihr außerhalb des Tempels nichts danach fragt, was die Witwen und Waisen von euch brauchen. „Des Glaubens Genossen“, wie Paulus sie nennt, sind das erste Gegenüber des Dienens im Namen Jesu. In der speziellen Situation, die Jesus in obigem Gleichnis anspricht, geht es wohl um eine Verfolgungssituation in der letzten Zeit und darum, dass die einen den anderen Gutes tun, weil sie zu Jesus gehören. Hier ist es dann ein Dienen um Jesu willen, das er wertet, als sei es ihm direkt getan. Wer Jesus untersteht, soll in seinem Namen handeln, und er soll um Jesu willen handeln. Im Rahmen eines solchen „vernünftigen Gottesdienstes“ geht es darum zu prüfen, was der Wille Gottes ist. Wir leben in einer Zeit, in der Leute, die sich um Jesus nicht scheren, immer am besten wissen, was christlich ist. Das finde ich bemerkenswert. Ich maße mir ja auch nicht an, am besten zu wissen, was grün ist. Aber woher wissen wir denn, was christlich ist? Epheser 2 sagt, Gott hat die Werke vorbereitet, in denen wir wandeln sollen. Um das zu prüfen, sind wir darauf angewiesen, uns ihm zu unterstellen. Dann wiederum dürfen wir wissen, dass wir dem Gott folgen, der sagt: „Ich will dich mit meinen Augen leiten“. Müssten wir diese Aufgabe mit eigenen Mitteln erfüllen, würden wir doch wieder nur Opfer unserer eigenen geistlichen Unfähigkeit. Gottesdienst ist wohl für den Christen das, was für den Apfelbaum das Äpfel-hervorbringen ist: Frucht des Geistes, der in ihm wirkt. Und der Herr dieses Geistes ist der Herr des Lebens.