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05.05.2024

Losung, 05.Mai 2024

Psalm 42,2: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir!"

Lukas 17,5: "Stärke uns den Glauben!"

Glaubensstärke

Diesen Satz sagen die Jünger, nachdem Jesus mit ihnen über die Gefahr der Verführung und die Verpflichtung zur Vergebung geredet hat. Vielleicht hatte hierbei sogar Petrus verstanden, dass er bei diesen beiden Themen aus eigener Kraft nicht weiterkommt. Die Bitte ist also nur konsequent. Aber die Antwort Jesu irritiert. Selbst der winzigste Glaube wäre größer und wirksamer als der, den die Jünger offenbar haben. Was soll das bedeuten? Und dann wechselt Jesus aus heiterem Himmel das Thema und redet von Knechtschaft. Wie kommt er denn dadrauf? Vermutet er hinter der Bitte der Jünger die Absicht, Glauben als Besitz davonzutragen? Mit einer ganz ähnlichen Haltung finden wir wohl die Jünger, als Jesus von seiner Verklärung zurückkommt. Das mit den Geistern hat doch neulich bei unserem Praktikum geklappt, warum jetzt nicht mehr? Steigert Jesus das Thema Glauben deswegen bis zum Kleinsten, um den Jüngern zu zeigen, dass in einer Glaubensgröße für sie nichts zu gewinnen liegt? Würde man die Bitte der Jünger in der Vulgata, also auf Latein lesen, könnte man sie in einem anderen Sinne verstehen: „Befestige uns in der Treue!“ Das würde in bezug auf die Gefahren der Verführung Sinn ergeben, ebenso in der Suche danach, aus welcher Herzenshaltung heraus die Jünger vergeben können. Und es wäre ein sinnvoller Aufhänger für das Thema Beziehung, das Jesus anschließend ausführt. Die Jünger müssen sich von jedem Gedanken an einen Kumpel-Jesus oder einer Begegnung auf Augenhöhe verabschieden. Die Beziehung über die Jesus nun redet, ist die zwischen Herr und Knecht. Und in einer solchen Beziehung gelten Pflichten, nicht nur Pflichten der Knechte, wie Jesus sie ja schildert, sondern auch Pflichten des Herrn. „Befestige uns in der Treue!“ bekäme dann eine zutiefst seelsorgliche Bedeutung dahingehend, dass ihr Herr die Jünger dessen völlig gewiss machen soll, dass er das Treue-Verhältnis bewahrt, sie darin stärkt und sich schützend vor sein Eigentum stellt. Im Blick auf die Vergebung würde es bedeuten, dass die Knechte in der Zugehörigkeit zu diesem Herrn immer mehr seine Art und seinen Charakter annehmen, und so an ihrem Verhalten erkennbar wird, wessen Knechte sie sind. Die Jünger müssen wohl nicht nur erkennen, dass Glaube kein Besitz ist, sie müssen auch erkennen, dass ihre Glaubenskraft nichts ist. Es muss allein ihr Herr sein, der ihnen alles in allem wird. Ist es bei den Korachitern eine ähnliche Erkenntnis, weshalb sie sagen: „Meine Seele verzehrt sich nach dir, Gott.“? Der Chorleiter soll die Tempel-Gemeinde wohl die Erkenntnis lehren, dass Gott Seelen mit nichts versorgt, was sie dann von ihm wegtragen könnten wie Lakritze aus dem Kaufladen. Der Hirsch stillt seinen Durst an den Wasserbächen. Hat die Hirsch—Mama ihm keine Trinkflasche eingepackt? „Segen to go“ ist doch so ein schönes, niedrigschwelliges Konzept. Jesus sagt: „Wen dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Die mittelalterliche Theologie sprach von zwei Begriffen des Glaubens. „Der Glaube, durch den ich glaube“ beschreibt dabei mehr meine Ausrichtung auf Jesus. „Der Glaube, den ich glaube“ formuliert den Glaubensinhalt, also was ich von Jesus glaube. Waren die Jünger zu sehr mit Ersterem beschäftigt? Heute haben wir dafür den Begriff vom „geistlichen Puls-Messen“. Das kann mich in eine ungesunde Entwicklung bringen. Zweiteres wäre mir dagegen eine echte Glaubensstärkung. Ich würde dann nämlich mehr darüber lernen, dass Jesus Herr ist, und dass es zu seiner Hoheit gehört, mich zu schützen, zu stärken und zu versorgen. Umso leichter könnte ich von mir selbst wegkommen.