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05.10.2025

Losung, 05. Oktober 2025

Jeremia 42,6: "Es sei Gutes oder Böses, so wollen wir der Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehorchen."

Markus 6,37: "Jesus antwortete den Jüngern: Gebt ihr ihnen zu essen!"

Gehorsam

Manchmal frage ich mich, ob die in Herrnhut die Losungen auch lesen, bevor sie die Lehrtexte aussuchen. Als Sozial-Ethiker fängt man natürlich an zu sabbern, wenn man die Chance wittert, Gottesworte frei zu drehen. Führen wir es also auf die einzige Gemeinsamkeit zurück: Gehorsam. Gott unterbreitet keine Vorschläge. Umso erstaunlicher ist es, dass Israel sich seiner Rede ohne Hintertürchen stellen will. Unausgesprochen gehen sie aber davon aus, dass Gott ihnen sowieso sagt, was sie hören wollen. Nach der Niederlage gegen Nebukadnezar und der Wegführung vieler Bürger Jerusalems kommen führende Leute von den Übrigen ziemlich verzweifelt zu Jeremia, er möge doch bitte nach Gottes Weisung fragen. Warum sie aber meinen, sie könnten Gott mit falschen Versprechungen beeindrucken, bleibt ihr Geheimnis. Würden sie Gott als Gott ernstnehmen, würden sie vielleicht sorgfältiger abwägen. Gottes Antwort lautet: Bleibt, und ich bewahre euch; geht, und ich richte euch. Da ist es natürlich absolut logisch, dass sie prompt nach Ägypten gehen. Was denken sie über Gott, was erwarten sie von ihm? Er hat ihnen wiedermal nicht gesagt, was sie hören wollten. Also machen sie es wie immer: „Herr, du wollest nicht verweilen, uns getreulich nachzueilen!“. Das führt zu einer tragischen Verwechslung: Dass Gott ihren Willen nicht tut, bedeutet nämlich noch lange nicht, dass er seinen Willen auch nicht tut. „Der Herr sei ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge wider uns!“ Bei Zuwiderhandlung soll Gott also selber gegen sie aussagen. Mit was für einem Gott rechnen die? Ist in deren Gottesbild Altersmilde schon in Demenz umgeschlagen? Der Auftrag Jesu an seine Jünger ist sehr konkret. Die diakonische Anforderung, der er damit begegnet, ergibt sich aus der Situation. Diese wiederum war das Ergebnis einer großen geistlichen Sehnsucht, einer Hungersnot, der nur Jesus als „Brot des Lebens“ begegnen konnte. Es kann daher nicht sein, dass wir die Hungersnöte trennen. Der Auftrag Jesu muss zuallererst so verstanden werden, dass die Besitzer des Lebensbrotes die Not bekämpfen, die wirklich zum Tod führt, weil Jesus genau dazu gekommen ist. Ich hab neulich von einer „Predigerin“ gehört, die in einer Gemeinschaftsstunde am Schluss noch gesagt haben soll, weil es im Siegerland ja wohl üblich wäre, dass über ein Bibelwort gepredigt würde, wolle sie das dann auch mal noch machen. Grillfeste verhindern nicht den Hungertod unserer Gemeinden. Dann nimmt sich Jesus aber auch immer der Not an, die Menschen von sich aus mitbringen. Es ist mir bis heute ein Rätsel, warum es so revolutionär war, dass William Booth den Leuten erst Brot gab, bevor er predigte. Muss die Gemeinde Spöttern wie Kurt Tucholsky auch noch Recht geben, wenn er sagt: Die Kirche stillt Not, die die Menschen nicht haben, und ignoriert die Not, die sie haben? Der Marxismus war u.a. auch eine Antwort auf die Kirche des 19. Jahrhunderts.