Losung 04.Februar 2024
Jesaja 50,8: "Er ist nahe, der mich gerecht spricht. Wer will mit mir rechten?"
Johannes 8,10-11: "Jesus fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete:
Niemand, Herr. Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht. Gehe hin und sündige hinfort nicht
mehr!"
Gerecht-Sprechung hat Folgen
Gerechtigkeit wird uns von außen zugesprochen. Weil dies entgegen allen Tatsachen passiert, ist sie
Gnade. Die Ehebrecherin ist ja nicht fälschlich beschuldigt worden. Diese zugesprochene
Gerechtigkeit ändert an unserem Wesen nichts, aber an unserem Stand ändert sie alles.
„Wer will mit mir rechten?“ oder wie es Paulus ausdrückt: „Wer will verdammen?“ sind nicht
deswegen rhetorische Fragen, weil sie keine Substanz mehr hätten. Sie sind es, weil wie
höchstinstanzlich entschieden wurden. Wir müssen es in der Seelsorge immer wieder deutlich
machen: Der Verkläger findet jeden Tag Gründe, mich vor Gott zu verklagen. Aber das
höchstrichterliche Urteil vom 11.04.32 (R.Liebi) lautet: Die Klage wird abgewiesen – „Es ist
vollbracht!“. Wir sollten uns von solchen Klagen, auch im Gewissen, zur Gnade hinjagen lassen, nicht
von ihr weg! Gott ist nahe, der uns gerecht spricht.
Jesus lehrte, als man die Frau zu ihm brachte. Es könnte ja ohne weiteres sein, dass er die Ordnungen
Gottes gelehrt hat, und wie sie richtig zu verstehen sind. Man wird wohl davon auszugehen haben,
dass er das Gebot „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ nicht hat unter den Tisch fallen lassen. Eine
Anklage ist schnell erhoben, sicher auch zurecht. Dass der Ehebrecher nicht angeklagt wird, liegt wohl
daran, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Aber das Kriterium „wer ohne Sünde ist“ ist
nun das Entscheidende. (Übrigens hat Maria da auch keinen Stein geworfen.)
Schuld müsste eigentlich gerichtet werden, und ein legitimer Richter ist noch übrig. Der richtet aber
nicht. Damit wird die Schuld nicht zum Recht, aber die Gnade wird zur Gnade. Würde nun die Gnade
ohne Konsequenzen bleiben, wäre sie billige Gnade. Aber wenn Gott durch die Finger sehen könnte,
wozu wäre dann Christus gestorben? Jesus hat die Trennung von Gott beendet. Ein Leben in den
alten Verhältnissen, unter den alten Maßstäben, los von Gott, ist nun nicht mehr möglich. Wer so
weiterlebt, lästert die Gnade und das Kreuz.
„Wenn der Kläger mich verklagt, Christus hat mich schon vertreten. Wenn er gar zu sichten wagt,
Christus hat für mich gebeten. Dass mein Bürge für mich spricht, das ist meine Zuversicht.“ (K.B. Garve)