Losung, 04.08.2024
Psalm 135,6: "Alles, was der Herr will, das tut er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen."
Römer 12,11: "Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt! Seid brennend im Geist; dient dem Herrn!"
Wiedermal bleibt es ein Geheimnis der Herrnhuter, was diese Verse miteinander zu tun haben. Vielleicht gucken wir uns einfach Psalm 135 mal an. Der Psalm gehört offenbar in den Tempel-Gottesdienst und spitzt seine Aussagen zu auf das Lob der Herrlichkeit, Heiligkeit und Einzigartigkeit Gottes. Aus obigem Vers dürfen wir sicher nicht im Sinne von Calvin oder Leibnitz ableiten, diese Welt in ihrem Zustand unter der Sünde sei der Wille und das Handeln Gottes. In diesem Zustand war die Welt auch schon, bevor Gott seinen Sohn sandte; das hätte er sich dann also sparen können. Gleichwohl ist Gott deshalb zu loben, weil er in Schöpfung und Heilsgeschichte die Macht hat zu tun, was er will, und den Willen hat zu tun, was in seinen Augen zu tun ist. Gerade darin unterscheidet er sich von allem, dem die Menschen Göttliches beimessen. Was Gott haben will, und was er tut, dient unmittelbar seiner Zielsetzung mit dieser Welt. Umgekehrt brauchen wir nichts zu befürchten, was Gottes Zielsetzung nicht dient, da in dieser Hinsicht sein Wille alles bestimmt. Mittelbare Einrichtungen Gottes zum Zweck, diese Welt der Sünde auf seine Ziele hin zu erhalten, können von der Sünde pervertiert werden. So können die Menschen entscheiden, ob sie eine staatliche Ordnung eher nach dem Modell der Schweiz organisieren wollen, oder nach dem Modell Somalias. Was Menschen aber nie können, ist Einfluss nehmen auf Gottes Erlösungsziele mit dieser Welt oder darauf, was er diesbzgl. tut, denn „alles, was Gott will, das tut er“. Die Heilsgeschichte ist ein wesentlicher Beweis für die Vertrauenswürdigkeit Gottes. Sie dokumentiert, dass Gott sinnvoll plant und vorgeht, dass er sich nicht beirren läßt, und dass auch Hindernisse für ihn kein Grund zur Veranlassung sind. Warum reicht für Israel ein Posaunenchor, um Jericho zu Fall zu bringen? – Weil Gott tut, was er will. Warum besiegen die Perser die Babylonier? Weil Gott die Gefangenschaft seines Volkes beenden will. Gott webt seine Heilsgeschichte in die Weltgeschichte ein. Man könnte also Dantes berühmte Feststellung in ihr Gegenteil umkehren und sagen: Mitten im Tod sind wir vom Leben umgeben. Das Schiffchen, mit dem Gott in der Geschichte Schußfaden und Kettfaden zusammenwebt, ist Jesus Christus. In ihm gilt: „Alles, was Gott will, das tut er“. M.E. wird es kaum woanders so deutlich, wie sehr das Handeln Jesu Christi sich von dieser Welt abhebt, wie im 2. Petrusbrief. In großer Dringlichkeit macht Gottes Wort noch einmal deutlich, dass Gott sich von seiner Liebe zu den Menschen nicht abbringen lässt, dass er ihre Ausweglosigkeit nicht ohne Antwort und ihren Untergang nicht ohne Rettung läßt. Wenn aber Gott in Jesus Christus „tut, was er will“, dann gehört es mit zur Wahrheit, dass er den Verlorenen die Freiheit läßt, ihre Verlorenheit zu wählen. Allerdings zieht sich gerade wegen ihnen seine Geduld wie Kaugummi, damit sie doch noch zu Jesus kommen.