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01.12.2024

Losung 01.Dezember 2024

Psalm 119,5: "O, dass mein Leben deine Gebote mit ganzem Ernst hielte!"

Matthäus 3,2: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!"

Mit vollem Einsatz

Die jüdischen Gebetsriemen mit den kleinen Torah-Kapseln sind ja nicht nur äußerlich gedacht. Sie befinden sich an der Stirn und am rechten Handgelenk, damit Denken und Handeln von Gottes Geboten bestimmt sind. So soll nicht nur das die Gebote Gottes halten, was wir als Herz bezeichnen würden, sondern das ganze Leben. Es ist eben nicht wahr, dass die Frömmigkeit eine eigenständige Provinz innerhalb der Vernunft sein soll, wie Schleiermacher behauptet hat. Wie das Leben seiner Kinder der Ort ist, an dem Gott sich verherrlichen will, soll das Leben auch der Ort sein, an dem seine Kinder ihn heiligen. Fallen euch auch diese ins Grotteske gehenden Ausreden auf, die Menschen als Entschuldigungen vorbringen? ‚Ich musste mit dieser Frau die Ehe brechen, weil ich das so gefühlt hab. Tut mir leid, dass du dich jetzt schlecht fühlst!‘ Wo wirkt sich meine Sünde aus, wo gehören also Gottes Gebote hin? Wie die Gebote, so muss auch die Buße mit dem Leben ergriffen werden. Hier Provinzen einzurichten, die man dann zu unterschiedlich vorrangigen Baustellen erklärt, ist eine humanistische Selbstsicht, keine reformatorische. Luther hatte 1517 ja selber noch nicht begriffen, was er da lostrat. Mit seiner ersten These wollte er aber weg von einer Art Buß-Methodismus, wie ihn die kath. Kirche bis heute praktiziert, und zurück zu dem, was im biblischen Zusammenhang der Begriff „Metanoia“ eigentlich bedeutet: Die „Dianoia“, der Sinn, mit dem ich meine Lebenszusammenhänge durchdringe und steuere, muss der Ort der „Metanoia“, der Sinnesänderung sein. Die Schaltzentrale meines Lebens muss von ihrer Ausrichtung weg von Gott in die Ausrichtung auf Gott gebracht werden. Das bedeutet Luthers Formulierung: „Als unser Herr Jesus Christus sagte: „Tut Buße!“, wollte er, dass unser ganzes Leben eine tägliche Buße sei“. Johannes formuliert seinen Aufruf so, dass die Neuausrichtung durch die Buße, das Himmelreich, gleichzeitig ihr Verantwortungshorizont ist. Buße ist also keine Kann-Bestimmung für besonders Fromme, kein Express-Lift in den Himmel wie das mittelalterliche Mönchtum. Sie ist auch kein „stairway to heaven“. Sie ist die Lebenshaltung, die aus einem Sünder einen begnadigten Sünder macht. Gemeinden sollten daher auch tunlichst aufhören, Veranstaltungen für Selbstoptimierung zu Evangelisationen zu erklären. Wenn die Begründung der Buße das nahe Himmelreich ist,dann müsste der Ruf zur Buße doch sicher berücksichtigen, was Jesus zu den Verhältnissen bei seiner Wiederkunft sagt: Wie zu Zeiten Noahs und Lots. In deren beider Lebensgeschichten ging es ganz zentral um Rettung vor dem Gericht. Der Schlüssel dazu, das Gericht hinter sich und das Himmelreich vor sich zu haben, ist die Buße.