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01.09.2024

Losung, 01. September 2024

Psalm 90,1-2: "Herr, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden, und die Erde und die
Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit."


Markus 11,22: "Habt Glauben an Gott!"


Hin- und weggesetzte Berge
Hudson Taylor sagte: „Ich brauche keinen großen Glauben, ich brauche den Glauben an einen großen
Gott“. Damit hat er wohl erfasst, was Jesus eigentlich meinte. Nur wir versuchen natürlich, unseren
Hochmut durch die Hintertür wieder reinzutragen, indem wir es als Aufruf zu einem großen Glauben
verstehen.
Mit solchen Jesus-Worten begründen Leute wie Robert Shuller oder Peter Wenz ihre „Wort des
Glaubens“-Lehre, und damit ihr maßloses, von Christus gelöstes Ego. Aber meint Jesus wirklich einen
Glauben, der die Quelle seiner Kraft im Gläubigen selber sucht, und seine Ausrichtung anschließend
auf irgendeine Sache richtet, um seine eigene Größe zu beweisen? Wieweit ist es dann noch bis zu
Benny Hinns Aussage: „Ich bin Christus“? Auch die Logik „Ich glaube an dich, Gott, und deshalb lasse
ich jetzt diesen Berg ins Meer platschen“ erschließt sich mir nicht.
Vielleicht ist Luthers „Habt Glauben an Gott“ für uns nach Immanuel Kant auch zu intellektuell
gefüllt, und wir müssten existentieller übersetzen: Vertraut euch in Gott hinein! Aus dem
Griechischen wäre das möglich. Leider weiß ich nicht, was Jesus auf Aramäisch gesagt hat. So würde
aber deutlich, dass Glaube immer Beziehungsgeschehen ist. Achtung, rhetorische Frage: Intensiviert
es meine Beziehung zu Gott, wenn ich einen Berg von A nach B versetze?
Deshalb plädiere ich für eine Änderung der Denkrichtung. Hält Jesus diese absurde Rede vielleicht,
um die Jünger auf eine andere Spur zu setzen?Wenn die Jünger erkennen würden, dass ihr Glaube mit
Begriffen wie Größe gar keinen Zusammenhang hat, könnten sie möglicherweise erkennen, dass die Winzigkeit
eines Senfkorns, an der richtigen Stelle verwahrt, ein völlig ausreichender Glaube ist – „Habt Glauben
‚an‘ Gott!“.
Die Größe, Macht und Ewigkeit Gottes birgt den Glauben. Glaube muss nichts weiter sein als der
Haken, mit dem ich mich an die Größe, Macht und Ewigkeit Gottes hänge. Und weil Gott heilig ist,
darf ich aus seiner Schöpfermacht, die ich sehen kann, den Glaubensschluss ziehen, dass seine
Erlösermacht absolut identisch ist.
„Mein Auge schauet, was Gott gebauet, sein Lob zu mehren und uns zu lehren, wie sein Vermögen
sei mächtig und groß, und wo die Frommen dann sollen hinkommen, wann sie mit Frieden vonhinnen
geschieden, aus dieser Erde vergänglichem Schoß.
Abend und Morgen sind seine Sorgen; Segnen und Mehren, Unglück verwehren sind seine Werke
und Taten allein. Wenn wir uns legen, so ist er zugegen. Wenn wir aufstehen, so läßt er aufgehen
über uns seiner Barmherzigkeit Schein.
Alles vergehet, Gott aber stehet ohn‘ alles Wanken; seine Gedanken, sein Wort und Wille hat ewigen
Grund. Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen,
halten uns zeitlich und ewig gesund.“ (P.Gerhardt)