Losung 01. Oktober 2023
Jeremia 9,23: "Ich bin der Herr, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden."
Jakobus 3,18: "Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden halten."
Gerechtigkeit – eine Tat-Sache
Mir wird die Formulierung des Jakobus nicht ganz klar. Bedeutet das, dass ein Bauer, der im Herbst
Gerechtigkeit ernten will, im Frühjahr Frieden säen muß? Das wäre eine ethische Anweisung an die
Christen und würde berücksichtigen, wem sie beim Säen verantwortlich sind, und wer die Ernte
schenkt. Oder ist es genau umgekehrt? Dann wäre es eine Anweisung für das geistliche Leben der
Christen: Säe entsprechend dem, was zu deinem Herrn passt; dann erntest du seinen Frieden!
In beiden oben zitierten Kapiteln geht es ganz zentral um einen bestimmten Aspekt des Lebens mit
und vor Gott – geistlich, wie ethisch, bzw. um etwas, das dieses Leben total zerstören kann: Die
Macht der Zunge. Durch Jeremia richtet Gott die Heuchelei seines Volkes und benennt deren
Konsequenzen. Jakobus erläutert das Dilemma, dass Christen allzuoft zwar nur einen Mund, darin
aber zwei Zungen haben. Jemand formulierte mal bissig: „Warum singen wir eigentlich ‚O daß ich
tausend Zungen hätte ...‘, wenn wir noch nicht mal mit einer einzigen zurechtkommen?“.
In dieser Hinsicht wäre das Säen von Ungerechtigkeit, also einem Verhalten, das nicht zu einem
heiligen Gott passt, angesprochen, das unweigerlich zu Unfrieden führt – mit Gott und anderen. Dazu
sagt Jesus: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“.
Dieser heilige Gott erwartet übrigens von denen, die ihm gehören, deswegen Entsprechung, weil er
selbst zuerst tätig wird: Er übt Barmherzigkeit, die hier wohlgemerkt vor seinem Recht aufgeführt
wird. Er übt sein Recht, auch wenn es uns manchmal zuwenig ist – was vielleicht unsere
„Maranatha“-Rufe verstärken könnte. Er handelt, wie es seiner Heiligkeit entspricht – vielleicht noch
nicht in der Welt, aber doch da, wo er sein Reich ausbreitet, bis Jesus es ganz aufrichten wird. Das ist
der biblische Begriff „Gerechtigkeit“.
Um diesen Begriff nochmal einzuordnen: Gottes Gerechtigkeit ist Teil seines heiligen Wesens. D.h.,
wenn er sagt: „Ich übe Gerechtigkeit“, und wenn er sich selbst nicht verleugnen kann, dann sind zwei
Dinge zu erwarten:
1. Alles, was Gott tut, paßt genau zu seinem heiligen Wesen.
2. Er tut nur, was zu seinem heiligen Wesen passt.
Wie ich mein Leben deute, und wie ich die Welt deute, muss also darin seinen Platz finden. Als Christ
darf ich darin mein Leben bergen. Als Nicht-Christ darf man sein Leben noch dahin bringen, bis Jesus
wiederkommt. Vielleicht kann ich so auch Mut fassen, den heilig handelnden Gott in die Verhältnisse
hineinzubeten, die ihm noch nicht entsprechen. Vielleicht werde ich so seelsorglich auch frei von der an sich heidnischen Frage "warum lässt Gott das zu?"